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25. Höllen- und Rappenspitze - im Westen der Lechtaler


Im äußersten Nordwesten der Lechtaler Alpen befindet sich das kleine Massiv der Höllen- und Rappenspitze. Die markante Form der Höllenspitze ist bereits von weitem zu sehen. Der Aufstieg beginnt bei der Abzweigung Bockbachtal auf der Straße zwischen Steeg und Warth. Vom Parkplatz geht es mit dem Bike entlang der Straße zum Almdorf Bockbach. Von dort führt ein schmaler Pfad auf das Älpele, wo wir über Wiesen- und Felsformationen zum Grünegehrengrat emporsteigen. Über den steilen Gipfelgrat gelangt man auf die Höllenspitze (2.362 m), wo man dann mit einem sagenhaften Ausblick auf das obere Lechtal und das Arlberggebiet belohnt wird.

Der Grenzverlauf führt uns weiter in südlicher Richtung über den Grünegehrengrat mit anschließendem Aufstieg zur Kleinen Rappenspitze. Auf dem Grat überklettern wir zwei Felstürme und erreichen die höchste Erhebung, die Rappenspitze (2.472 m). Über den schmalen Pfad erfolgt der Abstieg Richtung Schäferköpfe mit Querung im steilen, steinigen Gelände zum östlichen Grenzverlauf. Die Festlegung der Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol stellt im Wöstergebiet eine Besonderheit dar. Die Landes-grenze verläuft nämlich nicht, wie in der Regel üblich, auf dem Berggrat der Wösterspitzen, sondern am Talboden des inneren Bockbachtals. Somit teilt sich das Wöstergebiet auf die beiden Einzugsgebiete des Bockbachs (Tirol) und des jungen Lechs (Vorarlberg). Der weitere Abstieg führt uns in die Nähe des Älpele und in weiterer Folge ins Bockbachtal zur dortigen Almwirtschaft, wo wir zu unserer Überraschung mit einem „Möhrle“ belohnt wurden.

Weißzone Wöster

Die Weißzone Wöster - ursprünglicher, naturnaher und wenig erschlossener alpiner Landschaftsraum - umfasst den Gebirgsstock der Wösterspitzen in den westlichen Lechtaler Alpen sowie das Wöstertäli und die ostexponierten Karlagen im hinteren Bockbachtal. Durch die Lechtaler Mittagspitze im Norden und Pazüel-Valluga im Süden, sowie dem Bockbachtal im Osten wird das Gebiet von drei Seiten von wenig erschlossenen Gebirgslandschaften umgeben. Aufgrund von Erbangelegenheiten und Eheschließungen gelangten einige Alpen in den Besitz von Bewirtschaftern außerhalb der Alpgemeinde. Teilweise mussten Alpen auch aus finanziellen Notlagen an Geldgeber bessergestellter Regionen verkauft werden. So kam es, dass Talbetriebe und sömmerliche Alpgebiete oft heute noch weit auseinander liegen. Die Hochalpe Wöster ist hierfür ein besonderes Beispiel, da sie seit mehreren Jahrhunderten von Vieh aus dem Rheintal bestoßen wird und eine der wichtigsten Dornbirner Alpen darstellt

Der Alpauftrieb Wöster

Von Dornbirn bis nach Lech gehen sie, die etwa 200 Stück Vieh und ihre Treiber am Ende ihres all-jährlichen Alpauftriebs. Seit mehr als 600 Jahren führt die Dornbirner Alpgenossenschaft Wöster diesen – zu den längsten in den österreichischen Alpen gehörenden – Alpauftrieb zu Fuß durch. Zumindest ein Teil des Viehs marschiert mit den Hirten an zwei Tagen rund 15 Stunden von der Hasengerach Alpe in der Gemeinde Dornbirn durch den Bregenzerwald zur Alpe Wöster. Traditionsgemäß wird der Alpauftrieb meist am ersten Juliwochenende durchgeführt. Auf Weiden in Schnepfau und Schoppernau besteht immer noch ein althergebrachtes Recht auf Errichten eines Nachtlagers. Zusätzlich gibt es entlang der Strecke noch weitere Weiderechte sowie den Anspruch, dass an allen Tränkebrunnen entlang des Viehtriebweges das Wasser fließe. Um so große Strapazen auf sich zu nehmen, gehört viel Idealismus, meinen die Älpler. Am Ziel angekommen, verbringt das Vieh den Sommer in Alpgebieten, welche zum Großteil innerhalb der Weißzone Wöster liegen. Nach einer Woche auf der Alpe Täli verbringt es drei Wochen auf der Alpe Unterwöster und vier Wochen auf der Oberen Wöster Alpe, bevor es wiederum eine Woche auf die Alpe Täli geht. Im Anschluss begeben sich die Älpler und ihr Vieh wiederum auf den langen Heimweg. Neben dem rund 80 km langen Alpauftrieb besitzt die Alpe Wöster noch ein weiteres Spezifikum. Sie beherbergt im Sommer als einzige Alpe in Vorarlberg auch Schweizer Vieh zur Übersommerung.

Früher entsandten viele Schweizer und Liechtensteiner Bauern ihr Vieh auf die Wöster Alpe. Heute sind es nur noch zwei Bauern aus Diepoldsau, die ihre Rinder auf dieser hoch gelegenen Alpe sömmern. Im Sommer 2017 war ein gutes Viertel der 510 Rinder von den zwei Diepoldsauer Bauern. Die Gründe für diese rückläufige Entwicklung sind vielfältig. Zum einen zeigt sich in den Talbetrieben der Schweiz ein Trend zur Vergrößerung, viele Landwirte sind nicht mehr so stark auf die Alpsömmerung angewiesen und verabschieden sich von der traditionellen Dreistufenlandwirtschaft. Andererseits ist die Entscheidung auch von der Höhe der zu erhaltenden Förderungen abhängig, in der Schweiz kann diese unter Umständen um fast das Dreifache höher sein. Nicht zuletzt aber sorgten auch Probleme mit Rindertuberkulose (TBC) und die damit verbundenen verschärften veterinärmedizinischen Auflagen für den Rückgang von schweizerischem und auch liechtensteinischem Vieh auf Vorarlbergs Alpen.

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