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17. Über neun Gipfel zur Mindelheimer Hütte


Das Kleinwalsertal und seine Bergwelt zählen dank seiner klimatischen Vorzüge und landschaftlichen Attraktionen zu den bekanntesten Feriengebieten am Alpennordrand. Dreißig Berggipfel in Höhenlagen zwischen 1.800 und 2.500 Metern umgeben dieses mit dem Allgäu verbundene Bergtal der Breitach, in welchem seit 650 Jahren aus dem schweizerischen Wallis stammende Walser siedelten. Aufgrund der Schutzzollpolitik des Deutschen Reiches wurden 1878 die im Kleinwalsertal wirtschaftenden Bauern von ihrem bayerischen Absatzgebiet abgeschnitten. Besonders betroffen war unter anderem die Ausfuhr von Schmalz sowie der Viehverkauf. Während die Ausfuhr von Schmalz zum Erliegen kam, war ein Verkauf von Vieh nur noch möglich, indem die Walser ihre Rinder unter erheblichen Mühen über die Berge in den Bregenzer Wald verbrachten. Nur Fußwege führen über hohe Jöcher und Pässe hinüber ins österreichische „Mutterland“, weshalb 1891 diese 97 Quadratkilometer umfassende Vorarlberger Enklave in den deutschen Zollverband eingegliedert wurde.

In Riezlern benützen wir die Kanzelwandbahn und ersparen so 900 Höhenmeter Aufstieg. Über die Namensgebung der Berge zwischen Fellhorn und Fiderepass dürfte es erhebliche Meinungsverschie-denheiten gegeben haben. Während die Berge von den Oberstdorfern Warmatsgrundkopf, Schüsser und Hammerspitzen genannt werden, führen diese bei den Walsern Namen wie Kanzelwand (2.047 m), Wal-ser Hammerspitze (2.170 m), Hochgehrenspitze (2.252 m) und Oberstdorfer Hammerspitze (2.259 m). Wie dem auch sei und welcher Bergname der ursprüngliche ist, so bleibt doch, dass die Überschreitung dieser Gipfel von Nord nach Süd eine spannende Unternehmung mit Kletterstellen ist, die zwar nirgends extrem oder wirklich heikel sind, aber doch eine gewisse Fertigkeit im alpinen Gelände erfordern. Die Route ist nicht durchgehend markiert, eine kurze Stelle mit einem Drahtseil versichert. Eine seil-freie Begehung dürfte die Regel sein.

Angesichts einer rasch aufziehenden Regenfront suchen wir Schutz in der Fiderepasshütte (2.065 m). Nur kurze Zeit später wieder Sonnenschein und wir können den Weg zum Klettersteig und über den nördlichen (1.588 m), mittleren (2.302 m) und südlichen Schafalpenkopf (2.272 m) fortsetzen. Der Mindelheimer Klettersteig, welcher über alle drei Schafalpköpfe führt, wird in Einem überschritten. Der Steig erfreut sich großer Bekannt- und Beliebtheit und zählt nicht nur im Allgäu, sondern in den gesamten nördlichen Kalkalpen zu den Klassikern. Die abwechslungsreiche und ausgeklügelte Wegführung birgt zahlreiche Überraschungen und der zerklüftete Hauptdolomit zeigt sich in unterschiedlichen Ausprägungen. Hervorzuheben sind daneben die großartigen Ausblicke auf den gegenüberliegenden Allgäuer Hauptkamm, von der Trettachspitze bis zum Biberkopf. Der Mindelheimer Klettersteig ist geradezu vorbildlich mit Drahtseilen, Klammern und Stiften versichert, dennoch sollte er nur von trainierten, trittsicheren und schwindelfreien Wanderern als Ziel gewählt werden. Die letzte Erhebung der Bergkette, der Kempter Kopf (2.108 m), gibt den Blick zu unserem heutigen Tagesziel, der Mindelheimer Hütte (2.013 m) frei. Bevor Müdigkeit uns ins Lager verkriechen lässt, genießen wir auf der Terrasse noch ein wirklich gutes Hüttenessen samt „Engelbräu“.




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