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5. Vom Leckner See nach Hirschgrund (Allgäu)


Um an den Leckner See zu gelangen, ist von der Bushaltestelle Hittisau/Reute ein eineinhalbstündiger Fußmarsch in Kauf zu nehmen. Entlang des Weges kommen wir an der Antonius Kapelle vorbei. Zu ihrer Entstehung wird folgendes berichtet: Ein Wälder Bauer namens Anton Ritter hatte eine besondere Beziehung zu den Tieren und zur Natur. Eines Tages war auf seiner Alpe im Lecknertal seine wertvollste Kuh wie vom Erdboden verschwunden. Trotz tagelanger intensiver Suche vieler Helfer war das beste Stück vom Stall nicht zu finden. In seiner Not betete der Bauer zum heiligen Antonius und gelobte, dort eine Kapelle zu bauen, wo man seine beste Milchkuh wiederfinde. Und wie durch ein Wunder stand am nächsten Morgen die Kuh gesund und frisch in unmittelbarer Nähe der Alpe am Lecknerweg. Einem alten Brauch folgen unverheiratete Mädchen und Frauen, wenn sie zur „Antonius Kapelle“ pilgern und dabei hoffen im Gebet erhört werden. Schon des Öfteren, so sagt man jedenfalls, soll dabei mancher „Schmelg“ zu einem schneidigen Mann verholfen worden sein.

Am Leckner See angekommen legen wir beim Alpengasthof Höfle (Sannwald Weizen aus Stuttgart) eine kurze Kaffeepause ein, um dann entlang des Auelebachs 500 Höhenmeter zu bewältigen. Am höchsten Punkt, beim Grenzstein 208, ist der Blick frei ins Balderschwanger Tal und auf den weiteren Verlauf des Weges. Nicht nur für Wanderer ist die Abgrenzung der Weiden und Alpflächen mit Stacheldraht ein unliebsames Hindernis. Auch Wildtiere bleiben mitunter hängen und verenden. Besonders betroffen sind Vögel, insbesondere die nachts jagenden Eulen. Glaubt man verschiedenen Untersuchungen in Deutschland so verenden zehn bis 16 Prozent durch Stacheldraht-Anflüge. Unvermeidlich, dass wir auf unseren Routen, abseits der Wanderwege, des Öfteren mit diesen scharfkantigen Drahtgeflechten in Berührung kommen. Beim Überwinden der spitzen Stacheln hat sich so manche Hose einen „Dreiangel“ geholt. So auch Sigis leichte „Mammut Wanderhose“. Einer althergebrachten Lodenhose wäre das wohl kaum passiert!

Entlang des Doserbachs geht es nun flott über Almwiesen und bewaldete Flächen talwärts zur Staats-grenze bei der Riedbachstraße. Da die nahe Kirchenuhr von Gschwend die Mittagszeit einläutete, sehen wir uns veranlasst, im angrenzenden Wellnesshotel „Berg Blick“ bei einem „Meckatzer Weizen“ eine Erholungspause einzulegen. Am Stammplatz von Oberjäger Sepp Böhler aus Dornbirn, der hier sein Revier hegt und pflegt, genießen wir die gemütliche Atmosphäre des Hauses. Nachträglichen Dank an „Seppi“ für die Enzianschnapsrunde. Doch der Hock währt nicht lange. Bei Schlipfhalden überqueren wir die Bolgenach und marschieren in unmittelbarer Nähe des Lappbaches, vorbei an der Fuchsalm (Meckatzer, siehe oben) bergwärts. Beim Grenzstein 204 zieht die Grenze über unwegsames Gelände, Gräben und Stauden zum Hörnlein. Mit 1.545 Metern die an diesem Tag höchste Erhebung. Unmittelbar vor dem Gipfel erwischt uns ein Unwetter. Im Handumdrehen pfeift ein eiskalter Nordwind und der Regen geht in Graupel über. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei und die Sonne ist erneut unser Wegbegleiter.

Entlang des Schlawitzerbachs geht es zunächst noch gemächlich auf deutscher Seite über Alm- und Sumpfwiesen, bis dann ein wegloser Graben steil abfallend zum Fugenbach (GST 200) hinabzieht. Dort im Bachbett gibt es jedoch kaum ein Vorankommen. So wechseln wir wieder auf die deutsche Uferseite und versuchen 100 Meter bergwärts auf einen alten Weg zu stoßen. Nach beschwerlichen sieben Kilometern Abstieg im „Niemandsland“ erreichen wir nach zehn Marschstunden dieses Tages einen Stall in Grenznähe bei Hirschgrund (Allgäu), in welchem wir unser Nachtlager aufschlagen.


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