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1. Grenze Hohenweiler zur Ulrichskapelle


Beginnend beim Zollamt in Hohenweiler, gegenüber dem Gasthof Gmündmühle, starten wir, Hannes und Sigi zu unserer ersten Etappe der Umrundung unseres Bundeslandes Vorarlberg entlang der Landesgrenze. Der Rickenbach, der nördlichste Grenzfluss zu Bayern, stellt gleich zu Beginn unseres Marsches ein erstes Hindernis dar. Ein riesiger, tiefer Graben, der sich in östliche Richtung zum Eckbühel zieht und südöstlich in Anzenreute seinen Ursprung hat. Da der Rickenbach nicht begehbar ist, halten wir uns am Waldrand mit Blickkontakt zum tieferliegenden Grenzfluss. Beim Gehöft Gehren - eine neugierige Ziege versucht mit Hannes näheren Kontakt aufzunehmen - gönnen wir uns eine kurze Verweilpause bei Bauer Adolf Greissing. Der nächste Abschnitt führt uns durchs Gehrentobel in das Naturwaldreservat „Rohrach“. Dieses Naturschutzgebiet ist ein ca. 50 ha großes Waldgebiet, welches angesichts seiner Baumartenzusammensetzung, der Bestandsstrukturen und der Altersverteilung als weitgehend ursprünglich einzustufen ist. Geprägt von steilen Wäldern, Felsabbrüchen und ausgedehnten Rutschflächen, zeigt sich uns das Naturschutzgebiet in seiner erdgeschichtlichen und biologischen Vielfalt. Der Wald wird seit 1992 forstwirtschaftlich nicht mehr genutzt.

Aus Hohenweiler ist folgende Begebenheit überliefert: Anna Forster hatte 1744 ein „lediges Kind“ von Mathias Künz zur Welt gebracht. In Ansehung ihres „ansonstigen“ Wohlverhaltens musste sie nur 6 fl. zur Strafe erlegen, so die Begründung der milden behördlichen Anordnung. Von einer Bestrafung des Vaters war keine Rede. Obwohl Anna und Mathias 1747 heirateten, kam es zu weiteren Vorkommnissen entgegen den damals allgemein geltenden sittlichen Maßstäben. Denn Mathias Künz hatte mit Magdalena Achberger aus demselben Dorf unerlaubte außereheliche Beziehungen und in der Folge ein uneheliches Kind. Wie Anna musste auch Magdalena 6 fl. Strafe entrichten. Dass der Messner bei den Taufen der aus solchen Beziehungen hervorgegangenen Kinder als Pate fungieren musste, war damals die Regel. Da die Forstertochter einen großen Hof als Heiratsgut mit in die Ehe brachte, war sie für Künz, ein Schlossergeselle aus Langen, eine wesentlich bessere Partie. Den einstigen Ausrutscher haben ihm die Hohenweiler wohl nicht wirklich nachgetragen, denn sie schenkten ihm Vertrauen und machten ihn zum Kirchenpfleger.

Nördlich von Anzenreute (Grenzsteine 280 bis 278) können wir dem Tobel durch einen steilen felsigen Ausstieg entrinnen und ziehen unsere Spur durch blühende Wiesen und Waldlichtungen zum ehemaligen Grenzzollamt Weienried. Mittlerweile im Gemeindegebiet von Möggers angekommen, zieht sich die Grenze ca. 500 Meter dem Riedbach entlang bis sie dann beim Skilift in südliche Richtung leicht ansteigt und geradewegs zur Ulrichskapelle (Grenzstein 272) führt. Der Überlieferung entsprechend soll sich an dieser Stelle der heilige Ulrich von Augsburg (890 bis 973) auf seinem langen Heimweg über den Pfänderrücken eine Rast gegönnt haben. Da ihn dürstete, bat er Gott inständig um einen Schluck Wasser. Auf seine Bitte hin entsprang unverzüglich jene Quelle, die seither unvermindert sprudelt und deren Wasser bei Augenleiden eine heilende Wirkung zugeschrieben wird. Zur Erinnerung an dieses Wunder wurde im Jahre 1005 die Ulrichskapelle erbaut. Auch uns verhilft dieses Wunderwasser zu einer erfrischenden Labung und köstlichen Vorgeschmack auf einen baldigen Einkehrschwung.


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