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3. Thal (Martinsbrücke) – Riefensberg Golfanlage


Wieder zurück bei der Martinsbrücke in Thal - der Landbus macht’s möglich. Voll motiviert, die Sonne als Begleiter, marschieren wir heute zu dritt - Walter hat sich uns angeschlossen - entlang der Rotach über Wiesen und Auen. Bei der ehemaligen Egglismühle kann man über einen Steg das Nachbardorf Scheffau erreichen. Die alte Zollhütte hat längst ausgedient und wird vom Staudenbewuchs eingenom-men. Wäre interessant zu wissen, wann der letzte Zöllner hier bei seinem Rundgang sich eine kurze Pause gegönnt hat. Mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union 1995 wurden über einhundert Zollstellen aufgelassen und über 2.000 Beamte zur Bundesgendarmerie überstellt. Am nördlichsten Punkt Vorarlbergs (Grenzstein 259) fließt der Eyenbach aus der höhergelegenen Gemeinde Sulzberg in die Rotach. Entlang des Grenzbachs kämpfen wir uns wieder einmal durch Wälder und Gräben und in weiterer Folge entlang des Schwarzenbachs zum ehemaligen Sulzberger Zollamt voran.

Die zum Gemeindegebiet von Sulzberg gehörende Fraktion Thal liegt östlich der Staatsgrenze zu Deutschland. Das Gebiet von Thal gehört in kirchlicher und politischer Hinsicht zu Sulzberg. 1785 wurde Thal, weil der Kirchgang nach Sulzberg beschwerlich war, der Nachbargemeinde Scheffau angegliedert. 1814 fand eine Grenzregulierung statt und dabei kam Scheffau zu Deutschland und Thal wurde wieder in die Pfarrei Sulzberg aufgenommen. Mit der Folge, dass die Thaler Bevölkerung überall anders, nur nicht in Sulzberg, zum Sonntagsgottesdienst ging, was den Seelsorgern einige Sorgen bereitete. Erst das Testament des Pfarrers Wendelin Pfanner von Hörbranz machte es möglich, an den Bau eines Gotteshauses in Thal zu denken. Da jedoch die dafür notwendigen finanziellen Mittel nicht vollständig vorhanden waren, kam es, dass der gebürtige Thaler Martin Sinz, seinerzeit Seelsorger in Marul, das fehlende Geld durch Betteln zusammensammelte. Nach Beilegung eines Streits um den Standort wurde Anfang September 1875 der Grundstein für das Gotteshaus gelegt.

Kreishauptmann Johann Nepomuk Ebner, ab 1822 mit dieser Position betraut, lenkte nahezu über drei Jahrzehnte die Geschicke des Landes Vorarlberg. Bei seinen regelmäßigen Reisen durch Vorarlberg suchte und pflegte er den Kontakt zur Bevölkerung. Seine schriftlich hinterlassenen Eindrücke zeichnen ein interessantes Bild Vorarlbergs in jener Zeit, insbesondere des ländlichen Raums während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Unter anderem wird in einem Bericht aus dem Jahr 1840 ausgeführt: „Am Sulzberg und in Alberschwende hat in neuerer Zeit der Brandweinverbrauch auf eine bedauerliche Weise zugenommen. Der aus Getreide und Erdäpfel abgezogene Brandwein ist leider so wohlfeil, dass sich auch ein nervenstarker Bauer um 6 bis 8 Kreuzer einen Rausch antrinken kann, was nur zu häufig geschieht. Für diese Gegend, in denen gutes Bier und Obstmost um billige Preise zu bekommen sind, auch Obstbrandwein, der weniger schädlich sein soll, sollte man die Erzeugung des Getreide- und Erdäpfelbrandweines ganz verbieten.“

Die Moore am Sulzberg (Grenzsteine 257 bis 247) spielen eine bedeutende Rolle hinsichtlich Vielfalt und Schönheit der heimischen Natur. Meist in wasserstauenden Senken gelegen, beheimaten diese nassen und sauren Böden eine hoch spezialisierte Pflanzen- und Tierwelt. Das Überleben dieser Tiere und Pflanzen ist unabdingbar an den Erhalt ihres Lebensraums gebunden. Im Langmoos-Wildrosamoos, unmittelbar an der Staatsgrenze, findet sich eines der wenigen Vorkommen der in Vorarlberg vom Aus-sterben bedrohten sparrigen Binse. Aber auch spektakulärere Pflanzen, wie die Orchideen oder „fleisch-fressenden“ Sonnentauarten sowie die Hochmoor-Mosaikjungfer sind auf die Moore als Lebensraum angewiesen. Über freie Flächen führt uns der weitere Grenzverlauf zum Ortsteil Müselbach, wo beim Grenzstein 241 die Grenze eine vier Kilometer lange Schleife in nördlicher Richtung zieht und sich dann entlang des Eibelebachs bei der Brücke (Grenzstein 241) auf ca. 50 Metern verengt. Bekannt sind hier die Eibeler Wasserfälle, die sich über zwei Stufen in die Tiefe stürzen und dann als Grenzfluss in die Weißach münden. Bei der alten Holzbrücke (Weiser 231) überqueren wir die Weißach und gelangen auf einem schmalen Fußweg über die Allgäuer Grenze ins Nachbardorf Aach. Doch der Weg war umsonst! Die beiden Gasthäuser sind schon längst geschlossen. So bleibt uns nur die Möglichkeit auf schnellstmöglichem Weg die Grenze erneut zu überqueren und beim nahegelegenen Golfplatz in Riefensberg den Weißbierdurst (Meckatzer) zu stillen.

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