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2. Ulrichskapelle - Thal (Martinsbrücke)



Mit kräftigen Schritten marschieren wir ausgehend von der Kirche in Möggers erneut zur nahegelege-nen Ulrichskapelle. Mitten durch den Wald folgen wir dann einer zwei Meter breiten Grenzschneise (Grenzsteine 270, 269, 268, 267, 266, 265, 264) bis nach Bromatsreute. Auf der Tafel an der Bushalte-stelle neben dem alten Bauernhaus findet sich ein Hinweis auf die Fernbusverbindung Stuttgart – München – Berlin über Möggers. Bei Schnee, Regen und Sonnenschein sowie bei Tag und Nacht scheinen jedoch die Fahrten auszufallen. So jedenfalls ist zu lesen. Es dürfte sich wohl um einen Spaßvogel handeln! Auf einem schmalen Pfad geht es entlang des Kesselbaches steil hinab zu einem kleinen Wasserfall beim Grenzstein 262. In südöstliche Richtung, entlang des Wanderweges gelangen wir zum Katzensteg. Eine schmale Brücke ermöglicht hier einen Übergang über den Kesselbach ins benachbarte Allgäu. In Hirschbergsau, einer Hochebene oberhalb von Langen machen wir beim Bauer Franz Sinz kurz Halt. Sein landwirtschaftliches Anwesen steht in unmittelbarer Grenznähe. Idealer Ausgangspunkt für diverse Schmuggeltätigkeiten vor und nach den Kriegen. Im Anschluss überqueren wir auf dem Scheffauer Steg den Kesselbach und erreichen auf deutschem Gebiet das ehemalige Zollamt Langen. Hier ist unser Tagesziel bereits in Sichtweite. Bei der Martinsbrücke an der Rotach (Grenzstein 260) lassen wir die heutige Tour ausklingen.

In unmittelbarer Nähe, in Langen Gschwend Nr. 63, ereignete sich am 1. Juni 1806 eine furchtbare Tat. Der 40-jährige Johann Georg Bernhard, genannt Müllers Jörgele, stets in Geldnot aufgrund seines lockeren Lebenswandels, hatte für vier unmündige Kinder zu sorgen. Jörg erfuhr zufällig, dass sein Cousin Anton Bernhard, wohnhaft in Gschwend, durch einen unlängst getätigten Holzverkauf zu einer größeren Barschaft gelangt sei. Er beschloss, mit finsteren Gedanken und einem eingesteckten Küfer-hammer versehen, seinem Vetter einen Freundschaftsbesuch abzustatten. Bei einigen „Dürle Schnaps“ sprach man über dies und das. Unter dem Vorwand, der Vetter solle das Fenster öffnen und nach dem Wetter schauen, was jener arglos tat, schlug nun das Jörgele von hinten mit dem Hammer auf dessen Hinterkopf. Betäubt schwankte Anton Bernhard zum Tisch und weitere Hammerschläge einsteckend, rief er die Magd um Hilfe. Dabei erwachte auch Anna, die Frau seines Bruders Josef, die in der Nebenkammer schlief. Alle eilten herbei. Jörgele, nun in Bedrängnis geraten, erwischte ein Messer und stach auf seinen Vetter Anton ein, bis jener tot war. Dessen Schwägerin Anna schleuderte er gegen den Ofen und brachte ihr ebenfalls tödliche Messerstiche bei. Nicht viel besser erging es der Magd Barbara Enzesberger, welcher er kräftige Messerstiche in die Brust versetzte. Im Glauben, sie ebenfalls getötet zu haben, suchte er nun eindringlich aber ebenso vergebens das vermeintliche Holzgeld, bevor er die Stätte des Grauen verließ. Zuhause angekommen, berichtete er seiner besorgten Ehefrau, dass er im Hause seines Vetters Anton von Bösewichten angefallen und verletzt worden sei. Unterdessen verständigte die Magd Enzesberger - obwohl schwer verletzt - einige Nachbarn im Weiler Gschwend von dem blutigen Geschehen. Das Urteil des Oberamtes Bregenz lautete auf „Tod durch den Strang“. Einige Nachbarn, welche der Hinrichtung am 25. September 1806 bei der Henkeiche an der Leiblach beiwohnten, meinten: „D´s Jörgele heje nur ein klein wenig Gingeli, Gangeli gemacht!“ (Heimatbuch Langen)

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